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Mini oder Mieder

Eines der ersten Kleidungsstücke war ein Rock: Für Mann, Fau und Kind. Dieser Rock der Urzeit war gemacht aus dem Stück Fell eines Beutetieres. Kleidung diente in erster Linie als Schutz vor der Kälte. Die ursprünglichen Gewänder der Griechen waren noch recht geschlechtsneutral. Sie bestanden aus Stoffrechtecken, die ohne Zuschnitt um den Körper drapiert wurden und durch Gürtel, Broschen oder Nadeln zusammengehalten wurden. Die Grundformen der Gewänder blieben jahrhundertelang dieselben, auch wenn der Luxus zunahm. Die Stoffe oder Details änderten sich teilweise, aber die Linie blieb. Die Zeit der Ritter und Burgen, Minnedichter und Kreuzzüge weist auch noch keine besondere Vielfalt von Kleiderformen auf. Man trug bodenlange, faltenreiche Gewänder. Die einfachen Leute trugen kurze Kittelhemden, Hosen und Wickelstrümpfe. Die Verfeinerung der Schnitte im 12. Jhd. steht im Zusammenhang mit der Entwicklung des Schneiderhandwerks. Erst im 13. Jahrhundert wurde die Mode bunt, die Kleider üppig und verziert. Im 16. Jahrhundert begann man sich mit Mode als eigenständiges kulturelles Phänomen zu befassen. Reifröcke und stark gepolsterte Kleider kamen und gingen ebenso wie die spanische Halskrause und das Schnürmieder. Die Französische Revolution veränderte die soziale Ordnung und mit ihr die Mode in Europa grundlegend. Einerseits gab viele Demokratien und andererseits wurde proklamiert: Zurück zur Natur! Das Schlichte, Einfache und Ungekünstelte wurde gesellschaftsfähig. Bei der Damenmode herrschte die Farbe weiss vor. Dabei waren die Kleider aus der Antike Vorbild. Bedruckte Baumwolle wurde zu sogenannten Hemdkleidern verarbeitet. Die Frau trug kein Korsett mehr. Die Hemdkleider flossen am Körper entlang. Im 20. Jahrhundert wurde Mode zu einem Massenphänomen. Dieses Jahrhundert hat die bedeutendsten modischen Revolutionen hervorgebracht: Hosen für Frauen, Verzicht aufs Korsett, der kurze Rock, Sportmode, Jeans und Turnschuhe. Durch die Weltkriege waren viele Frauen zur Selbständigkeit gezwungen, dementsprechend musste die Kleidung zweckmäßig und attraktiv gleichzeitig sein. Die Röcke wurden kürzer, die Mieder abgeschafft und die Haare zum Bubikopf. Erst die fünfziger Jahre wurden wieder eine Zeit der Eleganz und Weiblichkeit. Als Antwort auf diese üppig-weibliche Kleidung entstand in den 60er Jahren die neue Mode in Form enger Pullover kombiniert mit einem Minirock. Twiggy, als bekanntestes Model dieser Zeit, prägte das Jahrzehnt. Die 80er Jahre wurden geprägt durch Körperkult. Bodybuilding und Aerobic standen im Vordergrund. Man brauchte bunte, enge Oberteile, Leggins und spezielle Schuhe. Diese Mode fand auch den Weg in den Alltag. Jeans und Turnschuhe waren jetzt überall und immer gesellschaftsfähig. 2011 setzt sich das Spiel um kurz, knielang oder lang, eng oder weit, üppig oder schlicht, bunt oder uni fort. Auch wenn Trends immer noch die saisonalen Kollektionen beherrschen, modisches Bewusstsein heute ist geprägt von der individuellen Entscheidung was gefällt und was die Persönlichkeit unterstreicht, Lebensstil und Haltungen transportiert. Entdecke was zu Dir passt.

Zenit Magazin im Auftrag Zenit,
Ingolstadt, Text und Gestaltung, 2011